www.spiegel.de/kultur/wilhelm-schmid-ueber-die-freude-in-ernsten-zeiten-ich-will-kein-wutgreis-sein-a-bfcba198-0357-4ba1-9cdd-c5deed8a5d17
SPIEGEL: Sie haben jahrelang als philosophischer Seelsorger in einem Krankenhaus gearbeitet. Was kann die Philosophie, was die Psychologie nicht besser kann?
Schmid: Das habe ich mich auch gefragt. Und ich hielt es zunächst für eine Schnapsidee der Ärzte, die mich um Hilfe gebeten hatten. Ein Psychotherapeut kennt sich mit Gefühlen aus, ich mich überhaupt nicht. Aber ich kenne mich mit Gedanken aus. Und um die ging es! Das Interesse der Patienten war enorm, und es blieb enorm, jahrelang. Das hat mich so erstaunt, dass ich die Patienten gefragt habe: Was bringt Ihnen das? Und ich hörte ein ums andere Mal dieselbe Antwort: geistige Nahrung, interessante Gedanken. Die Patienten mochten, dass ich nicht nach Problemen in ihrer Kindheit bohre, dass ich ihnen auch keinen Rat gebe, sondern einfach ein guter Gesprächspartner bin, der sie zu Gedanken inspiriert. Schon Sokrates hat seine philosophische Methode als Hebammenkunst bezeichnet, die Menschen hilft, ihre eigenen Gedanken zu gebären. Ich habe im Krankenhaus nichts anderes gemacht.
SPIEGEL: Sie haben jahrelang als philosophischer Seelsorger in einem Krankenhaus gearbeitet. Was kann die Philosophie, was die Psychologie nicht besser kann?
Schmid: Das habe ich mich auch gefragt. Und ich hielt es zunächst für eine Schnapsidee der Ärzte, die mich um Hilfe gebeten hatten. Ein Psychotherapeut kennt sich mit Gefühlen aus, ich mich überhaupt nicht. Aber ich kenne mich mit Gedanken aus. Und um die ging es! Das Interesse der Patienten war enorm, und es blieb enorm, jahrelang. Das hat mich so erstaunt, dass ich die Patienten gefragt habe: Was bringt Ihnen das? Und ich hörte ein ums andere Mal dieselbe Antwort: geistige Nahrung, interessante Gedanken. Die Patienten mochten, dass ich nicht nach Problemen in ihrer Kindheit bohre, dass ich ihnen auch keinen Rat gebe, sondern einfach ein guter Gesprächspartner bin, der sie zu Gedanken inspiriert. Schon Sokrates hat seine philosophische Methode als Hebammenkunst bezeichnet, die Menschen hilft, ihre eigenen Gedanken zu gebären. Ich habe im Krankenhaus nichts anderes gemacht.